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Proteste in der Türkei
23.06.2013, 12:18
Beitrag: #21
RE: Proteste in der Türkei
(Auch wenn ich nicht hpd1311 bin:)

(23.06.2013 12:00)Suebe schrieb:  
(22.06.2013 21:23)hpd1311 schrieb:  Die westlichen Demokratien sollten Erdogan ganz deutlich die rote Karte zeigen...

Das verstehe ich jetzt nicht.
Ihn zum Rücktritt zwingen????

Erdogan jetzt zum Rücktritt zu zwingen, halte ich für falsch.
Man sollte ihm aber mit aller gebotenen Schärfe klar machen, dass die westlichen Demokratien ein solches Verhalten keinesfalls unterstützen oder auch akzeptieren werden.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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23.06.2013, 12:23
Beitrag: #22
RE: Proteste in der Türkei
Mal wieder eine Geschichte:

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat sich eine deutsche Landesregierung durch überaus hartes Vorgehen gegen Demonstranten aus dem Amt katapultiert.
Mittels der kurz danach anstehenden Landtagswahlen.

Es ging übrigens auch um Baumaßnahmen.

Anschließend, nach dem Regierungswechsel gab es eine Volksabstimmung über die Baumaßnahme.
Ergebnis: Eindeutig PRO Baumaßnahme

Ende der Geschichte.

Mein Fazit:
Man lässt sich "von weit her" leicht in irgend eine Richtung beeinflussen, ohne die Hintergründe tatsächlich zu kennen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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23.06.2013, 12:26
Beitrag: #23
RE: Proteste in der Türkei
(22.06.2013 09:34)Suebe schrieb:  Es ist äußerst schwierig sich über die Situation in der Türkei ein klares Bild zu machen.
Die Medienberichte sind dabei noch am zuverlässigsten.

Die Aussagen unserer türkischen Mitbürger sind zu allen Punkten die Türkei betreffend mit aller größter Vorsicht zu genießen.

Als Türken sind diese Menschen (oder ihre türkischen Verwandten bzw. Vorfahren) ja entweder zur Erdogan unterstützenden Schicht vor allem aus der ländlichen Bevölkerung oder zur eher Erdogan-kritischen Stadtbevölkerung zu zählen.
Festzuhalten ist jedenfalls, dass die Türkei nicht geschlossen für oder gegen Erdogan steht.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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23.06.2013, 12:56
Beitrag: #24
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 12:26)Maxdorfer schrieb:  
(22.06.2013 09:34)Suebe schrieb:  Es ist äußerst schwierig sich über die Situation in der Türkei ein klares Bild zu machen.
Die Medienberichte sind dabei noch am zuverlässigsten.

Die Aussagen unserer türkischen Mitbürger sind zu allen Punkten die Türkei betreffend mit aller größter Vorsicht zu genießen.

Als Türken sind diese Menschen (oder ihre türkischen Verwandten bzw. Vorfahren) ja entweder zur Erdogan unterstützenden Schicht vor allem aus der ländlichen Bevölkerung oder zur eher Erdogan-kritischen Stadtbevölkerung zu zählen.
Festzuhalten ist jedenfalls, dass die Türkei nicht geschlossen für oder gegen Erdogan steht.

Also Innenpolitik.

Selbstzitat:
Zitat:Mein Fazit:
Man lässt sich "von weit her" leicht in irgend eine Richtung beeinflussen, ohne die Hintergründe tatsächlich zu kennen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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23.06.2013, 14:18
Beitrag: #25
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 12:18)Maxdorfer schrieb:  (Auch wenn ich nicht hpd1311 binSmile

(23.06.2013 12:00)Suebe schrieb:  Das verstehe ich jetzt nicht.
Ihn zum Rücktritt zwingen????

Erdogan jetzt zum Rücktritt zu zwingen, halte ich für falsch.
Man sollte ihm aber mit aller gebotenen Schärfe klar machen, dass die westlichen Demokratien ein solches Verhalten keinesfalls unterstützen oder auch akzeptieren werden.

Erdogan zum Rücktritt zwingen sollten/können die westl. Demokratien nicht. Es gibt andere Möglichkeiten. Man könnte der türkischen Regierung klipp und klar sagen, dass eine Aufnahme in die EU so niemals stattfinden kann...
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23.06.2013, 15:01
Beitrag: #26
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 14:18)hpd1311 schrieb:  Erdogan zum Rücktritt zwingen sollten/können die westl. Demokratien nicht. Es gibt andere Möglichkeiten. Man könnte der türkischen Regierung klipp und klar sagen, dass eine Aufnahme in die EU so niemals stattfinden kann...

Wie gesagt - als relativ moderner, aufgeschlossener Staat bemüht sich die Türkei durchaus um Kontakte zum Westen. Erdogan steckt in einer Zwickmühle: Entweder gibt er innenpolitisch nach und schwächt damit seine Position oder er ruiniert seine Kontakte zum Westen und schwächt damit seine Position. So, wie er momentan abwartet und sich nicht entscheidet, schwächt er seine Position erst recht.
Gestern hat er erneut mit Tränengas und Wasserwerfern den Taksim-Platz räumen lassen, woraufhin die Polizisten mit Blumen beworfen wurden. Er wird mehr und mehr zum Diktator, weil er seine mächtige Position von Anfang an nicht aufgeben wollte.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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23.06.2013, 16:39
Beitrag: #27
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 12:23)Suebe schrieb:  Mal wieder eine Geschichte:

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat sich eine deutsche Landesregierung durch überaus hartes Vorgehen gegen Demonstranten aus dem Amt katapultiert.
Mittels der kurz danach anstehenden Landtagswahlen.

Es ging übrigens auch um Baumaßnahmen.

Anschließend, nach dem Regierungswechsel gab es eine Volksabstimmung über die Baumaßnahme.
Ergebnis: Eindeutig PRO Baumaßnahme

Ende der Geschichte.

Mein Fazit:
Man lässt sich "von weit her" leicht in irgend eine Richtung beeinflussen, ohne die Hintergründe tatsächlich zu kennen.


So ist es.
Hier in Europa wird mitunter der Fehler gemacht, eine aufstrebende urbane Mittleschicht, wie es sie in Instanbul und einigen anderen großen Städten gibt, stellvertretend für die gesamte Türkei zu sehen, was aber jeder Grundlage entbehrt.

Mit dem arbischen Frühling wars doch ganz ähnlich. Ägypten z.B. fährt seitdem einen konservativeren Kurs als unter Mubark, weils die Mehrheit so will.

Ich bin überhaupt dagegen, sichgroßartig in innerstaatliche Belange anderer Staaten einzumischen.

MfG, Titus Feuerfuchs
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23.06.2013, 16:41
Beitrag: #28
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 15:01)Maxdorfer schrieb:  
(23.06.2013 14:18)hpd1311 schrieb:  Erdogan zum Rücktritt zwingen sollten/können die westl. Demokratien nicht. Es gibt andere Möglichkeiten. Man könnte der türkischen Regierung klipp und klar sagen, dass eine Aufnahme in die EU so niemals stattfinden kann...

Wie gesagt - als relativ moderner, aufgeschlossener Staat bemüht sich die Türkei durchaus um Kontakte zum Westen.[...]

Was bringt dich zu der Meinung, die Türkei sei ein moderner und aufgeschlossener Staat?

MfG, Titus Feuerfuchs
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23.06.2013, 17:19
Beitrag: #29
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 16:41)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(23.06.2013 15:01)Maxdorfer schrieb:  Wie gesagt - als relativ moderner, aufgeschlossener Staat bemüht sich die Türkei durchaus um Kontakte zum Westen.[...]

Was bringt dich zu der Meinung, die Türkei sei ein moderner und aufgeschlossener Staat?

Relativ und vergleichsweise.
Im Vergleich zu westeuropäischen Staaten auf keinen Fall, was man ja zur Zeit besonders gut sieht, aber im Vergleich zu südöstlichen Nachbarn allemal. Die Türkei ist moderner, aufgeklärter (da säkularisiert) und eigentlich doch um gute Beziehungen zu Europa bemüht.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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23.06.2013, 17:34
Beitrag: #30
RE: Proteste in der Türkei
ja die Türkei war meines wissens der erste Islamische Staat der Kirche und Staat getrennt hat, dies haben wir wohlbekannt Herrn Mustafa Kemal genannt Atatürk zu verdanken. Dies wird aber gerade torpediert. Herr Erdogan macht mit seiner Politik diese nun 80 Jahre alte Ordnung zunichte.
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23.06.2013, 20:08
Beitrag: #31
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 17:34)kugelschreiber schrieb:  ja die Türkei war meines wissens der erste Islamische Staat der Kirche und Staat getrennt hat, dies haben wir wohlbekannt Herrn Mustafa Kemal genannt Atatürk zu verdanken. Dies wird aber gerade torpediert. Herr Erdogan macht mit seiner Politik diese nun 80 Jahre alte Ordnung zunichte.
Atatürk hat ja gleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und drakonische Strafen verhängt, wer nicht mitmachte. Hätte er es vermocht, hätte er sogar den Islam (und alle anderen Religionen) verboten, aber immerhin verbannte er islamische Kleidung (Fez und Schleier). So radikal gegenüber der Religion waren ansonsten nur Stalin und die Jakobiner. Heute wäre das nicht mehr durchsetzbar, man denke mal nur an das Pille-Palle in Europa wegen der Burka oder das Kopftuch in Behörden.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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23.06.2013, 22:09
Beitrag: #32
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 12:03)Maxdorfer schrieb:  Meiner Ansicht nach handelt es sich dann um einen Krieg, wenn zwei eindeutige Kriegsparteien sich mit Waffen gegenüberstehen, wie es in Syrien beispielsweise der Fall ist.

Ist es eigentlich nicht, da die Opposition sehr heterogen ist.


(23.06.2013 12:03)Maxdorfer schrieb:  Ansonsten handelt es sich um Straßenkämpfe wie zu Beginn der Weimarer Republik, vielleicht sogar um Anarchie, aber um keinen wirklichen Krieg.

Auch Bürgerkrieg oder bürgerkriegsähnliche Zuststände sind Krieg.

MfG, Titus Feuerfuchs
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23.06.2013, 22:12
Beitrag: #33
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 17:19)Maxdorfer schrieb:  
(23.06.2013 16:41)Titus Feuerfuchs schrieb:  Was bringt dich zu der Meinung, die Türkei sei ein moderner und aufgeschlossener Staat?

Relativ und vergleichsweise.
Im Vergleich zu westeuropäischen Staaten auf keinen Fall, was man ja zur Zeit besonders gut sieht, aber im Vergleich zu südöstlichen Nachbarn allemal. Die Türkei ist moderner, aufgeklärter (da säkularisiert) und eigentlich doch um gute Beziehungen zu Europa bemüht.

Gut, wenn du Staaten wie den Irak, Iran oder Pakistan als Referenz siehst, magst du recht haben.
Diese sind jedoch für Europa bzw. die EU kein Maßstab, insofern ging deine Aussage ins Leere.

MfG, Titus Feuerfuchs
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23.06.2013, 22:14
Beitrag: #34
RE: Proteste in der Türkei
(23.06.2013 20:08)Arkona schrieb:  
(23.06.2013 17:34)kugelschreiber schrieb:  ja die Türkei war meines wissens der erste Islamische Staat der Kirche und Staat getrennt hat, dies haben wir wohlbekannt Herrn Mustafa Kemal genannt Atatürk zu verdanken. Dies wird aber gerade torpediert. Herr Erdogan macht mit seiner Politik diese nun 80 Jahre alte Ordnung zunichte.
Atatürk hat ja gleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und drakonische Strafen verhängt, wer nicht mitmachte. Hätte er es vermocht, hätte er sogar den Islam (und alle anderen Religionen) verboten, aber immerhin verbannte er islamische Kleidung (Fez und Schleier). So radikal gegenüber der Religion waren ansonsten nur Stalin und die Jakobiner. Heute wäre das nicht mehr durchsetzbar, man denke mal nur an das Pille-Palle in Europa wegen der Burka oder das Kopftuch in Behörden.

Atatürk hatte auch keine andere Möglichkeit. Hätte er nur lieb und freundlich um Laizismus gebeten, wäre er bloß ausgelacht worden.

MfG, Titus Feuerfuchs
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23.06.2013, 22:52
Beitrag: #35
RE: Proteste in der Türkei
(21.06.2013 19:32)Uta schrieb:  [quote='Arkona' pid='27156' dateline='1372010895']
[quote='kugelschreiber' pid='27153' dateline='1372001686']

Atatürk hat ja gleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und drakonische Strafen verhängt, wer nicht mitmachte. Hätte er es vermocht, hätte er sogar den Islam (und alle anderen Religionen) verboten, aber immerhin verbannte er islamische Kleidung (Fez und Schleier). So radikal gegenüber der Religion waren ansonsten nur Stalin und die Jakobiner. Heute wäre das nicht mehr durchsetzbar, man denke mal nur an das Pille-Palle in Europa wegen der Burka oder das Kopftuch in Behörden.

Gibt kein schwarz und weiß in der Geschichte, aber im Nachhinein ist er eine Positive historische Person.
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24.06.2013, 00:54
Beitrag: #36
RE: Proteste in der Türkei
Wie schätzt ihr eigentlich das türkische Militär ein, das bisher als Hüter des Kemalismus galt. Ist es möglich, dass der derzeitige Konflikt zu einem Militärputsch führen wird. Immerhin putschte das türkische Militär schon dreimal (1960, 1971 und 1980) und die damaligen politischen Verhältnisse ähneln schon den heutigen...

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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24.06.2013, 02:47
Beitrag: #37
RE: Proteste in der Türkei
Hat Erdogan nicht bereits den halben generalstab, wegen angeblichen Putschvorbereitungen verhaten lassen?
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24.06.2013, 08:44
Beitrag: #38
RE: Proteste in der Türkei
(24.06.2013 00:54)Sansavoir schrieb:  Wie schätzt ihr eigentlich das türkische Militär ein, das bisher als Hüter des Kemalismus galt. Ist es möglich, dass der derzeitige Konflikt zu einem Militärputsch führen wird. Immerhin putschte das türkische Militär schon dreimal (1960, 1971 und 1980) und die damaligen politischen Verhältnisse ähneln schon den heutigen...

Schwer zu sagen.
Ich weiß nicht genau, wie sich das Militär stellt. Man hat aber eher den Eindruck, dass sie derzeit den konservativen Kräften näherstehen.

Die Abkehr von Atatürks Reformen findet aber nicht erst seit Erdogan statt. Die Entwicklung wieder stärker zum Islam hin und vom Westen weg, ist in weiten Teilen der Türkei schon seit mindestens 20 Jahren im Gange, wenn nicht länger.
Einigermaßen pro-Westlich geblieben ist mMn im Grunde nur Istambul. Je weiter aber man nach Osten schaut, um so konservativer wird die Einstellung.

Wir machen den Fehler, dass wir die Türkei nach unseren europäischen Maßstäben bewerten und dabei vergessen, dass hinter Istambul Europa aufhört. Wenn wir mit der Türkei über den EU-Beitritt verhandeln, sehen wir eine weltoffene, aufgeklärte, westlich-orientierte und moderne Stadt, die aber nur einen kleinen Teil eines ganzen Staates ausmacht. Dieser "Rest" des Staates ist aber gänzlich anders geprägt und orientiert sich mehr Richtung Osten, mit den dort vorherrschenden Werten und Gesetzen.
Atatürk hat damals versucht, den winzigen europäischen Zipfel über den Rest überzustülpen, was ihm eben in der Westtürkei gelang, in den östlichen Gebieten nur unter Murren und nur für kurze Zeit angenommen wurde.
Erdogan macht nun den gleichen Fehler, indem er versucht seine konservativ-religiöse Haltung über die Gesamt-Türkei zu ziehen, diesmal unter der Missachtung des europäischen Teils.

Fazit für mich: eigentlich ist zumindest aus dieser Geschichte klar, dass die Türkei nicht gut in der EU aufgehoben wäre. Man würde weder uns noch der Türkei einen Gefallen tun, denn es gibt einfach zu wenig Gemeinsamkeiten. Die kulturelle und gesellschaftliche Ausrichtung ist einfach zu verschieden.

nicht ärgern, nur wundern...
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24.06.2013, 12:43
Beitrag: #39
RE: Proteste in der Türkei
(24.06.2013 08:44)Uta schrieb:  
(24.06.2013 00:54)Sansavoir schrieb:  Wie schätzt ihr eigentlich das türkische Militär ein, das bisher als Hüter des Kemalismus galt. Ist es möglich, dass der derzeitige Konflikt zu einem Militärputsch führen wird. Immerhin putschte das türkische Militär schon dreimal (1960, 1971 und 1980) und die damaligen politischen Verhältnisse ähneln schon den heutigen...

Schwer zu sagen.
Ich weiß nicht genau, wie sich das Militär stellt. Man hat aber eher den Eindruck, dass sie derzeit den konservativen Kräften näherstehen.

Die Abkehr von Atatürks Reformen findet aber nicht erst seit Erdogan statt. Die Entwicklung wieder stärker zum Islam hin und vom Westen weg, ist in weiten Teilen der Türkei schon seit mindestens 20 Jahren im Gange, wenn nicht länger.
Einigermaßen pro-Westlich geblieben ist mMn im Grunde nur Istambul. Je weiter aber man nach Osten schaut, um so konservativer wird die Einstellung.

Wir machen den Fehler, dass wir die Türkei nach unseren europäischen Maßstäben bewerten und dabei vergessen, dass hinter Istambul Europa aufhört. Wenn wir mit der Türkei über den EU-Beitritt verhandeln, sehen wir eine weltoffene, aufgeklärte, westlich-orientierte und moderne Stadt, die aber nur einen kleinen Teil eines ganzen Staates ausmacht. Dieser "Rest" des Staates ist aber gänzlich anders geprägt und orientiert sich mehr Richtung Osten, mit den dort vorherrschenden Werten und Gesetzen.
Atatürk hat damals versucht, den winzigen europäischen Zipfel über den Rest überzustülpen, was ihm eben in der Westtürkei gelang, in den östlichen Gebieten nur unter Murren und nur für kurze Zeit angenommen wurde.
Erdogan macht nun den gleichen Fehler, indem er versucht seine konservativ-religiöse Haltung über die Gesamt-Türkei zu ziehen, diesmal unter der Missachtung des europäischen Teils.

Fazit für mich: eigentlich ist zumindest aus dieser Geschichte klar, dass die Türkei nicht gut in der EU aufgehoben wäre. Man würde weder uns noch der Türkei einen Gefallen tun, denn es gibt einfach zu wenig Gemeinsamkeiten. Die kulturelle und gesellschaftliche Ausrichtung ist einfach zu verschieden.


Die Frau meines Neffen ist Türkin.
Außerdem habe ich aus verschiedenen Gründen sehr viele türkische Kunden.

Aus meinem Kundenkreis kenne ich die Aussage, dass "die Türken in Deutschland inzwischen 50 Jahre hinter der Entwicklung in der Türkei herhinken würden"
andererseits, versuch doch mal von einem Deutsch-Türken eine offene Aussage zu den Gründen zu bekommen, warum in Deutschland viel mehr türk. Frauen mit Kopftuch rum rennen, als in der Türkei selbst.
(um es kurz zumachen, es geht um Geld, 120 Euro im Monat bekommen die Kopftuchträgerinnen)

Bei Bedarf mehr, aber


ich kann nur wiederholen, es ist uns hier in Deutschland fast unmöglich ein zutreffendes Bild von den Vorgängen dort zu bekommen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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24.06.2013, 13:58
Beitrag: #40
RE: Proteste in der Türkei
Von wem bekommen sie das Geld?
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