Wahlen Allgemein 2013:
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28.01.2013, 19:42
Beitrag: #119
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RE: Wahlen Allgemein 2013:
(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Ich denke, dass eine Diskussion, ob die Grünen eine bürgerliche Partei sind oder nicht und im speziellen Fall, ob sie linksbürgerlich sind, eine endlose Diskussion herbeiführen kann. Das ist ja der Sinn dieses Forums. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Das Problem, das wir alle haben, ist gesellschaftliche Entwicklungen seit den 1990-er Jahren mit Begriffen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu erklären. Philosophische und politische Grundbegriffe, wie z.B. Konservativismus, Egalität, Liberalismus,... sehe ich als zeitlos an. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: [...] Natürlich bin ich eher im bürgerlichen als im linken Lager zuhause. Bin jedoch mit diesen Zuschreibungen zurückhaltend, da sie einem ein Gedankenkorsett auferlegen. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Dabei ist zu klären, was zeichnet das bürgerliche Lager aus. Sind es wirklich nur Wähler von konservativen oder liberalen Parteien. Oder ist es nicht auch so, dass Menschen mit bürgerlicher Herkunft linke Parteien wählen, Menschen aus dem Arbeitermilieu christdemokratisch (also konservativ) wählen? Inwieweit deckt sich die soziale Herkunft und der heutige gesellschaftliche Status mit dem Wahlverhalten? Die Wähler der Grünen sind von ihrer sozialen Herkunft und/oder ihren heutige gesellschaftlichen Status ganz eindeutig Angehörige der Mittelschicht (bzw. des Bürgertums). Sie sind häufig Akademiker, Richter, Journalisten oder Lehrer, aber auch Eigentümer mittelständischer Unternehmen, nicht nur aus der Bio- oder Solarbranche. Ihre politische Ausrichtung geht bisher eher ins linke Lager, wobei ich denke, dass Teile der Grünen in Zukunft zunehmend andere Optionen als rot-grün befürworten würden. Der Kern unserer divergierenden Wahrnehmung liegt darin, dass es für mich entscheidend für die Beurteilung einer politischen Partei ist, festzustellen, wofür sie steht, während es für mich sekundär ist, wer sie wählt und welche Sozialisation ihre Mitglieder genossen haben. Anders gesagt: Bürgerliche Wähler (wobei ich die von dir zitierten Gruppen keinesfalls alle per se als bürgerliche Hochburgen sehe) machen die Grünen noch lange zu keiner bürgerlichen Partei. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Der Begriff „Bürger“ setzte sich seit dem 17. Jahrhundert für eine Mittelschicht durch, die sich einerseits klar gegen Adel und Klerus definierte, andererseits sich auch gegen Bauern und Lohnarbeitern abgrenzte. Diese Bürger waren jedoch keine homogene Schicht, sondern sehr heterogen, so dass eine weitere Unterscheidung in Groß- und Kleinbürgertum erfolgte. [...] Stimmt, diese Unterscheidung ist auch sehr wichtig. Das Kleinbürgertum, das weniger in Bildung und Aufklärung verhaftet ist, hat(te) eine verhandene Tendenz nach links bzw. in den 30er auch eine hohe Affinität zur NSDAP, die ja bekanntlich alles andere als bürgerlich war. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Obwohl der Begriff bzw. Name „liberal“ oder „konservativ“ erst im 19. Jahrhundert sich durchsetzte, war deren Bedeutung schon im 18. Jahrhundert bekannt. Als Vertreter des Handelsbürgertums forderte schon John Locke die Freiheit des Individuums gegenüber staatlicher Gewalt. Ebenso Freiheit, Leben und Eigentum als unveräußerliche Rechte für jeden. Korrekt. Auf's Eigentum legen die Grünen massiv ihre Hände, auf Gutverdiener und Unternehmen ebenfalls. Maria Vassilakou, grüne Vizebürgermeisterin von Wien, wollte z.B. die Mietpreise staatlich festlegen lassen. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Das sind Werte, die auch von den Grünen befürwortet werden. Ich weiß jetzt nicht, wo die antiliberale Komponente der Grünen liegen soll? Nein. Die Grünen sind hochgradig etatistisch, Subsidiarität des Staates ist ihnen fremd. Sie wollen den Bürger im Namen ihrer "Werte" massiv bevormunden. Die Grünen sind zu einer Gebots- und Verbotspartei geworden, das erlebe ich, seit die Grünen in der Wiener Stadtregierung sitzen, in natura. Die Grünen sind auch -wenn es um den Umgang mit politisch anders Denkenden oder ihnen fremdstehenden gesellschaftlichen Gruppen (z.B. Katholische Kirche, Miltär, Polizei, Vertriebene Deutsche, Unternehmer, Autofahrer, Männer,etc......) geht- alles andere als liberal. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Der Begriff „Konservativismus“ bedeutet sinngemäß „erhalten“, „bewahren“ oder „konservieren“. Diese politische Strömung versucht das einmal Erreichte zu erhalten oder zu bewahren. Wirtschaftlich ist damit das Absichern seines (Grund-)Besitzes gemeint, sowohl gegenüber bürgerlichen Konkurrenten, gegenüber Besitzlosen und gegenüber dem Staat, de facto standen die Konservativen für einen Status Quo innerhalb der Gesellschaft. Das ist aber ein ganz andere Frage, die nichts mit der Beurteilung der Grünen zu tun hat. Konservativ lässt sich auch nicht mit völligem Stillstand übersetzen. Keine Partei kann das wollen. Es geht vielmehr um eine Bewahrung zentraler Werte und Strukturen bzw. deren Anpassung gegenüber neuen Herausforderungen. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Es geht doch eher um das Bewahren idealistischer Werte und das tun doch Bürgerliche (Familienpolitik) und Grüne (Ökologie) doch jeder auf seine Weise. Das Thema Umweltschutz ist m.E. der einzige Punkt, in dem man den Grünen unter Umständen Konservativismus attestieren kann. Es geht um die Bewahrung der Natur. Aber entgegen den grünen Anfängen treibt das mittlerweile absurde Blüten, in deren Namen dem Bürger Gebote und Verbote oktroyiert werden, was wiederum mit Konservativismus und Liberalismus unvereinbar ist. Die grünen Anfänge in den frühen 80ern -zumindest in Österreich- waren in der Tat bürgerlicher Natur. Es wurde konkrete Maßnahmen zum Umweltschutz gefordert, die Hainburger Au gerettet und diverse sinnvolle Maßnahmen zum Umweltschutz fanden Eingang in die Politik. Seit Ende der 80er haben sich die Grünen jedoch wirtschafts- und gesellschaftspolitisch sukzessive an den linken Rand entwickelt. (25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb: Titus bezeichnet die Grünen als progressiv, also fortschriftlich. Das stimmt. Aber welche Partei kann sich dauerhaft dem Fortschritt entziehen? Die Konservativen von heute sind doch anders als die von 1900, 1950 oder 1980. Sie entwickeln sich doch ebenso wie andere Parteien. Progressiv als Antagonismus zu konservativ in dem Sinne, dass sie für teils radikale Veränderungen stehen, die auch zunehmend Eingang in andere politische Strömungen gefunden haben (z.B. ein radikal egalitäres Gesellschaftsbild). Ob das ein Fortschritt ist, ist aber eine andere Frage. Zum Thema Konservativismus und Veränderung siehe oben. MfG, Titus Feuerfuchs |
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