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Versailles - der Vertrag - die Folgen
01.12.2015, 20:25
Beitrag: #1
Versailles - der Vertrag - die Folgen
Der Friedensvertrag von Versailles enthält insgesamt 440 Artikel!
Neben den bekannten und bis heute heiß diskutierten, gibt es andere, die mehr oder weniger inzwischen vergessen sind, aber zutiefst ins tägliche Leben eingriffen.

Die deutsche Außenpolitik zwischen 1919 und 3ß. Januar 1933 (die Zeit danach lassen wir mal weg) stand ständig unter dem Revisionsdruck.
Wobei es lange lediglich Verschärfungen, sprich einseitige Vertrags"auslegungen" nach Faustrecht gab.
Oberschlesien eine klare Verletzung der Vertragsbestimmungen. Auch die erweiterten Besetzungen im Gefolge des Kapp-Putsches (Rhein-Main) und sowieso die Ruhrrbesetzung im Januar 1923 sind durch den Vertrag definitiv nicht gedeckt.
Auch die verweigerten Räumungen entsprechend den Vertragsbedingungen, die dann noch teilweise mit Truppenvermehrungen (die der dt. Steuerzahler unterhalten musste) unterlegt wurden.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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02.12.2015, 19:41
Beitrag: #2
RE: Versailles - der Vertrag - die Folgen
Zäumen wir mal den Gaul am Schwanz auf. Lol

Im Juni 1932 bei der Konferenz von Lausanne eröffnete sich die Möglichkeit für das Deutsche Reich, Reparationen, Einschränkungen der militärischen Rüstung ecetera pp und Überhaupt die grosse Masse der Bestimmungen des Versailler Vertrages im gegenseitigen Konsens aufzuheben.

Brüning hatte Teile seines Verhandlungskonzeptes, insbesondere dass die Reparationszahlungen endgültig erledigt sein sollten, der britischen Regierung vorgelegt. Wo man sich keineswegs abgeneigt zeigte.
Durch eine Indiskretion wurde dies aber auch der franz. Regierung bekannt.
Was zu großer Aufregung in Frankreich führte, und zur Verschiebung der Konferenz, dei bereits im Januar 1932 stattfinden sollte. Brüning war dies aber gar nicht so unrecht, 1. war dadurch die deutsche Position bereits geklärt, und außerdem wollte er zuvor die Reichspräsidentenwahl noch erfokgreich hinter sich bringen.

Das weitere Schicksal der 2. Regierung Brüning ist bekannt.
So fuhr dann schließlich Papen als deutscher Kanzler im Juni 1932 nach Lausanne.
Man erreichte erstaunliches.
Insbesondere die britische Position, dass die Reparationen letztlich die Ursache für die Weltwirtschaftskrise waren, half da natürlich sehr.

Man war sich schließlich einig. Auch mit Frankreich! Exclamation Wegfall der Reparationen gegen eine Schlusszahlung von 3 Milliarden Goldmark, Streichung des Kriegsschuklartikels des VV. Umfassende Moralische Entlastung Deutschlands und Gleichberechtigung bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen.

Da hat Papen aufgesattelt. Ein paar Formulierungen wollte er noch anders haben, und insbesondere nur 2,6 Milliarden Goldmark bezahlen.

Was Frankreich zum Anlass nahm, die Konferenz überhaupt platzen zu lassen. Nur mit großer Mühe wurde dies verhindert.
Aber jede politische Verknüpfung wurde konsequent abgelehnt. So blieb letztlich nur die Bereinigung der Reparationen.

OT: Mann oh Mann, was hat der Papen da sausen lassen....
TT: Es bleibt festzuhalten, dass die Hitlersche Propagandabehauptung, er hätte den VV zerrissen wie ein Stück Papier und die "Knechtschaft" beendet, "Reklame" ist, im übelsten Sinn.

Die Ergebnisse der Konferenz von Lausanne blieben auf der "Nehmer"-Seite offen, da eine Verknüpfung mit der Regelung der Kriegsschulden in den USA vorbehalten blieb.
Diese Regelung blieb aus.
So dass keine der beteiligten Regierungen die ausgehandelten Ergebnisse den Parlamenten zur Ratifizierung vorlegte.
Was an der Defakto-Regelung allerdings nichts ändert.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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02.12.2015, 20:59
Beitrag: #3
RE: Versailles - der Vertrag - die Folgen
Interessant finde ich den Punkt:
[...] Als weitere, politische Gegenleistung wurde der Entwurf eines Konsultativ-Paktes der europäischen Großmächte Frankreich, Großbritannien, Italien und Deutschland vorgelegt, der das Deutsche Reich enger an die Westalliierten in Außen- und Sicherheitspolitik (Genfer Abrüstungskonferenz) binden sollte und weitgehend dem 1933 von Mussolini betriebenen Viererpakt entsprach. In den deutsch-französischen Gesprächen wurde gar eine deutsch-französische Militär-Entente mit unter anderem regelmäßigen, gemeinsamen Generalstabsbesprechungen angeboten.[...]*

Dazu kommt mir die Frage der maritimen Rüstung auf. Hier hatte Frankreich lt. WV die Möglichkeit erhalten, neue Schlachtschiffe zu bauen, die in ersten Konstruktionen auf Italienische Gegner erstellt wurden, ab 1929 dann doch als Gegner der deutschen Panzerschiffe konstruiert und mit dem Bau des ersten Schiffes, der Dunkerque, schon Dez 1932 begonnen.

Das widerspricht insgesamt doch einem Europäischen Paktes. Der war wohl nur Wunschdenken, auch wenn Mussolini dies ein Jahr später mit einem Vierpakt nochmals aufgegriffen hat, nur hier schon mit einer anderen deutschen Regierung im Schlepptau.

*Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_...%281932%29
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03.12.2015, 13:55
Beitrag: #4
RE: Versailles - der Vertrag - die Folgen
(02.12.2015 20:59)Köbis17 schrieb:  ./.

Dazu kommt mir die Frage der maritimen Rüstung auf. Hier hatte Frankreich lt. WV die Möglichkeit erhalten, neue Schlachtschiffe zu bauen, die in ersten Konstruktionen auf Italienische Gegner erstellt wurden, ab 1929 dann doch als Gegner der deutschen Panzerschiffe konstruiert und mit dem Bau des ersten Schiffes, der Dunkerque, schon Dez 1932 begonnen.

Das widerspricht insgesamt doch einem Europäischen Paktes. Der war wohl nur Wunschdenken, auch wenn Mussolini dies ein Jahr später mit einem Vierpakt nochmals aufgegriffen hat, nur hier schon mit einer anderen deutschen Regierung im Schlepptau.

*Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_...%281932%29


Es gab einige, mehr oder weniger ernstgemeinte Vorstösse in die Richtung.
Der Briands ist vermutlich der bekannteste.

Wobei man in Bezug auf Frankreich nicht übersehen darf, dass die franz. Regierungen ähnlich schnell wechselten wie die deutschen. Und die ganze franz. Politiker-Prominenz irgendwann so gut wie alle Ämter für mehr oder weniger kurze Zeit innegehabt hatten.
maW: aus innenpolitischen Gründen war in Frankreich alles was etwas anderes aussagte, als dass "der Boche zahlen soll" nicht mehrheitsfähig war.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.12.2015, 15:35
Beitrag: #5
RE: Versailles - der Vertrag - die Folgen
Per Saldo und mit dem Abstand eines knappen Jahrhunderts ist der Friedensvertrag von Versailles natürlich keineswegs der erhoffte "Wilson-Friede, der vielberufene "kathargische Friede" aber auch nicht.
Es hätte ja viel schlimmer kommen können.
Die von den Franzosen seit 1815 immer wieder erträumte Rheingrenze zB. Die sie vehement durchzusetzen versuchten, aber da waren die Briten und Amis verständiger.
Frankreich wurde zum Ausgleich von Wilson eine Grenzgarantie mit Militärbündnis gewährt. Aber der US-Kongress ratifizierte dies sowenig wie den VV. Und Frankreich stand mit leeren Händen da. Muss man auch sehen.

Und dies muss man in einer Demokratie dem Wähler und Steuerzahler erst mal verklickern.
Denn auch damals gab es populistische Parteien und in Franlkreich galt damals der Satz
"le boche payera"
was übersetzt so etwa heißt,
der Deutsche soll gefälligst zahlen, er hat verloren.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.12.2015, 18:09
Beitrag: #6
RE: Versailles - der Vertrag - die Folgen
Es ist eifentlich müssig, wenn man sich hinsetzt, und anhand der Vertragsbestimmungen darüber urteilen will, ob der Friede von 1912 entsprechend den Pariser "Vorortverträgen" hart oder weniger hart war.
Ein besseres Kriterium ist das von chris genannte, wie die Sieger und Besiegten die Verträge mpfunden haben.
Ein anderes, mMn ebenfalls brauchbares Kriterium, wie die Verträge gelebt wurden.
Und das ist beim VV schon sehr bemerkenswert.

Beispiele: Als nach dem Kapp-Putsch die Reichsregierung die Notwendigkeit sah, mit aktiver Truppe im Ruhrgebiet einzugreifen, entmlitarisierte Zone, haben die Briten dier entsprechenden Anfrage der Reichsregierung sofort zugestimmt, die Belgier nach einer kurzen Überlöegungsphase die Franzosen haben nicht geantwortet.
Als die Reichswehr einrückte, haben die Franzosen als Sanktion Rhein-Main besetzt!
Man beachte, mehrfach wurde betont, dass das 100.000 Mann Heer lediglich dazu da wäre, um im Innern für "Ruhe und Ordnung" zu sorgen.

Ein anderer, ganz Dicker Hund ist die Oberschlesien Abstimmung und anschließende Grenzziehung. Dies hat wie kein anderes Ereignis dafür gesorgt, dass in Deutschland der VV vollends in totalen Mißkredit geriet. Wenn die Sieger nicht mal ihre Verträge halten...
Ähnliches übrigens in Österreich mit Ödenburg/Sopron

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.12.2015, 14:11
Beitrag: #7
RE: Versailles - der Vertrag - die Folgen
(08.12.2015 18:09)Suebe schrieb:  Ein anderer, ganz Dicker Hund ist die Oberschlesien Abstimmung und anschließende Grenzziehung. Dies hat wie kein anderes Ereignis dafür gesorgt, dass in Deutschland der VV vollends in totalen Mißkredit geriet. Wenn die Sieger nicht mal ihre Verträge halten...
Ähnliches übrigens in Österreich mit Ödenburg/Sopron

Natürlich ist es schlimm, wenn die eignen Verträge nicht eingehalten werden, aber die Verletzung des Selbstbestimmungsrechtes, indem in Elsaß/Nordlothringen, Eupen-St. Vieth, Südtirol, Sudetenland incl. Pressburg und weitere Teile Österreichisch-Schlesiens, Memelland, Marburg/Maribor und den größten Teilen Westpreußens... keine Volksabstimmung durchgeführt wurde o. das Ergebnis in Mittelschleswig, und auch in Oberschlesien nicht berücksichtigt wurde war natürlich gravierender.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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