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Die Erfindung der Kindheit
14.12.2012, 17:51
Beitrag: #1
Die Erfindung der Kindheit
(13.12.2012 12:10)Suebe schrieb:  Kindheit und Jugend sind eine Entdeckung der Aufklärung.
Zuvor gab es nicht einmal Kleidung die im geringsten Kindgerecht gewesen wäre. Verkleinerte Erwachsenenmode.

Wobei sich Kindheit und Jugend noch sehr lange auf das Bürgertum beschränkten, der Adel hatte ganz andere Vorstellungen von seinem Nachwuchs und dessen Erziehung, (die Kadettenanstalten zB waren ein Relikt der Adelsvorstellungen) und in der Unterschicht hieß es "Not kennt kein Gebot".

Die Fröbelschen Kindergärten zB sind eine klare Entwicklung die aus der Aufklärung entstanden ist. Wobei die zuvor nicht existente "Kindheit und Jugend" nun keineswegs eine auf Deutschland beschränkte Erscheinung war, die Frau des 48er Revolutionärs Carl Schurz hatte bei Fröbel gearbeitet, und stieß nach der gemeinsamen Flucht die Entwicklung in den USA an. Daher der Name "Kindergarten" in den Staaten.

Wobei die Zeit vor dem 19. Jahrhundert auf Grund der "Fundleere" bei diesen Punkten nach wie vor mit ganz erheblicher Vorsicht betrachtet werden muss.
Manches was da heute als unumstößliche Tatsache betrachtet wird, verträgt die Nachschau nicht.
So ist vor ca. 20 Jahren eine "Statistik" datierend aus dem Jahr 1786 aus Murrhardt aufgetaucht, in der die selbständig Tätigen aufgelistet wurden,
aus irgend einem Grund hat der Schreiber nach Geschlechtern getrennt.
20% der selbständig Tätigen waren Witwen und unverheiratete Frauen, sog. "Eigenbrötlerinnen"!
Womit das Wort "Eigenbrötler" gleich auch erklärt wird.


Da mir dieser Punkt wichtig ist, hier ein extra 3nd dazu.

Es ist zweifellos eine Entwicklung, entstanden und ausgelöst durch das Bürgertum im Zeitalter der Aufklärung.
Namen wie Rosseau, Pestalozzi und Fröbel müssen hier erwähnt werden.

Voraussetzung waren vielerlei Umwälzungen, wie das Bewußtsein, dass die Nachkommen nicht von vorneherein Status und Stand der Eltern innehaben würden.
Aber auch die generelle Angewohnheit des Bürgertums, Ehen nach Zuneigung einzugehen, was weder beim Adel noch bei der Unterschicht eine Rolle spielte.
Den Müttern wurde das Selbststillen nahegelegt, in den Medien wurde recht massiv Werbung dafür getrieben. Überhaupt entstanden die ersten Vorläufer von "Eltern" bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert. Verlegt zB von Cotta.
Die Mutter- und Elternliebe scheint zdZ entdeckt worden zu sei, zumindest findet sie erstmals ihren Niederschlag in Printmedien. Als das höchste Glück der Mutter wird die Liebe der Kinder gepriesen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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14.12.2012, 18:41
Beitrag: #2
RE: Die Erfindung der Kindheit
(14.12.2012 17:51)Suebe schrieb:  Da mir dieser Punkt wichtig ist, hier ein extra 3nd dazu.

Es ist zweifellos eine Entwicklung, entstanden und ausgelöst durch das Bürgertum im Zeitalter der Aufklärung.
Namen wie Rosseau, Pestalozzi und Fröbel müssen hier erwähnt werden.

Voraussetzung waren vielerlei Umwälzungen, wie das Bewußtsein, dass die Nachkommen nicht von vorneherein Status und Stand der Eltern innehaben würden.
Aber auch die generelle Angewohnheit des Bürgertums, Ehen nach Zuneigung einzugehen, was weder beim Adel noch bei der Unterschicht eine Rolle spielte.
Den Müttern wurde das Selbststillen nahegelegt, in den Medien wurde recht massiv Werbung dafür getrieben. Überhaupt entstanden die ersten Vorläufer von "Eltern" bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert. Verlegt zB von Cotta.

Inwieweit steht das ganze im Zusammenhang mit Fragen wie Verhütung, Kleinkindersterblichkeit- und Müttersterblichkeit? Wie sicher war die Versorgung der Bevölkerung?

Ich könnte mir schon vorstellen, daß es einer gewissen Sicherheit im Leben von Eltern bedarf, auch schon der ersten Eltern, die sich also solche betrachtet haben, daß eine Kinder-Eltern-Beziehung einen gewissen Bestand haben könnte. Wenn Eltern damit rechnen müssen, daß die meisten ihrer Kinder aufgrund von Krankheiten oder Hunger das Erwachsenenalter nicht erreichen, dann sind sie wohl weniger bereit, in die Entwicklung der Kinder zu investieren. Würde mich mal interessieren, wie da die Zusammenhänge sind.

Irgendwann muss ein Bewußtseinswechsel von "Das sind Mäuler, die ich irgendwie zu stopfen habe" zu "Meine Kinder sind meine Zukunftssicherung" stattgefunden haben...


(14.12.2012 17:51)Suebe schrieb:  Die Mutter- und Elternliebe scheint zdZ entdeckt worden zu sei, zumindest findet sie erstmals ihren Niederschlag in Printmedien. Als das höchste Glück der Mutter wird die Liebe der Kinder gepriesen.

Tja, schon immer haben sich andere angemaßt, zu entscheiden, was man selbst als das größte Glück zu empfinden hat. Das führt nie zu etwas gutem...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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14.12.2012, 21:04
Beitrag: #3
RE: Die Erfindung der Kindheit
(14.12.2012 18:41)Bunbury schrieb:  Irgendwann muss ein Bewußtseinswechsel von "Das sind Mäuler, die ich irgendwie zu stopfen habe" zu "Meine Kinder sind meine Zukunftssicherung" stattgefunden haben...


Dies ist eine Entwicklung des Bürgertums, bis die in der Unterschicht ankam, verging noch ein starkes halbes Jahrhundert.

Auch der Adel war da außen vor.
Die hatten zdZ noch ganz andere Wertvorstellungen für ihren Nachwuchs.
Gute Umgangsformen und Standesbewusstsein standen da völlig im Vordergrund.

Auch die "Ehe aus Zuneigung" kannte zu der Zeit weder Adel noch Unterschicht.

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14.12.2012, 22:01
Beitrag: #4
RE: Die Erfindung der Kindheit
(14.12.2012 21:04)Suebe schrieb:  Dies ist eine Entwicklung des Bürgertums, bis die in der Unterschicht ankam, verging noch ein starkes halbes Jahrhundert.

Auch der Adel war da außen vor.
Die hatten zdZ noch ganz andere Wertvorstellungen für ihren Nachwuchs.
Gute Umgangsformen und Standesbewusstsein standen da völlig im Vordergrund.

Auch die "Ehe aus Zuneigung" kannte zu der Zeit weder Adel noch Unterschicht.

Sicher, soweit hatte ich dich schon verstanden.
Ich wollte nur wissen, ob du weißt, woher dieser Sinneswandel beim Bürgertum kam.
Oder entstand das Bürgertum aus dieser neuen Geisteshaltung heraus? Wenn ja, was waren die Ursachen davon?
Da muss doch ein Mindestmaß an Wohlstand dagewesen sein, alle diese Ideen, Kinder zu erziehen oder aus Liebe zu heiraten können doch nur aufgrund einer gewissen materiellen Sicherheit entstanden sein...

Was kennzeichnete die ersten Vertreter des "Bürgertums"?

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14.12.2012, 23:38
Beitrag: #5
RE: Die Erfindung der Kindheit
Ich würde nicht so einfach sagen, dass beim Bürgertum Ehen nur "aus Zuneigung" geschlossen worden. Bei Bank- und Handelshäusern wurden ähnlich wie beim Adel aus wirtschaftlichen und/oder politischen Gründen geschlossen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Wurzel der bürgerlichen Ehen "aus Zuneigung" in den Ehen evangelischen Pastoren, Philosophen oder Künstler zu suchen ist.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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15.12.2012, 09:30
Beitrag: #6
RE: Die Erfindung der Kindheit
(14.12.2012 23:38)Sansavoir schrieb:  Ich würde nicht so einfach sagen, dass beim Bürgertum Ehen nur "aus Zuneigung" geschlossen worden. Bei Bank- und Handelshäusern wurden ähnlich wie beim Adel aus wirtschaftlichen und/oder politischen Gründen geschlossen.

Wer schreibt denn: nur. Die vorherrschende Form der Partnerfindung und Eheschließung möchte ich dies benennen.
Dass "Ehen aus Kalkül" immer und überall eingegangen werden, ist doch klar.
Es geht um die überwiegende Form, die so zu der Zeit nur im Bürgertum gegeben war.

Zitat:Ich bin mir nicht sicher, ob die Wurzel der bürgerlichen Ehen "aus Zuneigung" in den Ehen evangelischen Pastoren, Philosophen oder Künstler zu suchen ist.

Es gibt außer Pastoren und Philosophen im Bürgertum 18./19. Jahrhundert auch noch andere Berufe, Kaufleute, Beamte, reichere Handwerker usf.

Die Künstler dagegen haben in der bewußten Zeit die "freie Liebe" bevorzugt und propagiert. Tja, man lese und staune, die 68er haben auch da ihre Vorgänger


Das ist sicher ein interessantes Thema, aber könnte man dafür ein eigenes aufmachen?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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15.12.2012, 12:02
Beitrag: #7
RE: Die Erfindung der Kindheit
(14.12.2012 18:41)Bunbury schrieb:  Inwieweit steht das ganze im Zusammenhang mit Fragen wie Verhütung, Kleinkindersterblichkeit- und Müttersterblichkeit? Wie sicher war die Versorgung der Bevölkerung?


Die "Verhütung durch das Stillen" war zdZ wohl längst Allgemeingut. Während der Frau des Bürgers in den genannten Printmedien das Stillen für eine möglichst lange Zeit anempfohlen wurde, hat man dies den Frauen der Unterschicht für lediglich 9 Monate nahegelegt. "Der Kaiser braucht Soldaten". (damit habe ich aber Priobleme)



Zitat:Irgendwann muss ein Bewußtseinswechsel von "Das sind Mäuler, die ich irgendwie zu stopfen habe" zu "Meine Kinder sind meine Zukunftssicherung" stattgefunden haben...

Zu der Zeit sind 50% der Kinder bis zum 5. Lebensjahr verstorben. Der Interessierte von heute ist beinahe Fassungslos, dass die Eltern, in dem Fall der Unterschichten, dies mit nur sehr geringen Gemütsregungen hingenommen haben. Oft den Kindern sogar den Tod gewünscht haben, als bessere Alternative zur kümmerlichen Existenz der Eltern.

Die Philantropen sahen den Schlüssel für die Verbesserung dieser Zustände in der Erweckung der Mutterliebe.
Daneben sah man schon damals, ohne die Hintergründe genau zu verstehen, in der Verbesserung der Hygiene eine Milderung dieser Zustände. Der "ekelerregende Inhalt der Schoppen" war eines der Argumente für das Stillen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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15.12.2012, 16:05
Beitrag: #8
RE: Die Erfindung der Kindheit
Es ging, im Bürgertum, dann eigentlich recht schnell.
Kinderzimmer wurden eingerichtet, spezielle Kinderkleidung entstand, Ärzte forderten Kinderkleidung aus leichteren Stoffen, die Wachstum und Bewegung weniger hemmten.
Kinderspielzeug wurde in viel größerer Menge und Breite als bisher angeboten. Der erste Spielzeugkatalog, natürlich aus Nürnberg, wurde noch vor der franz. Revolution gedruckt.

Andere Punkte, bisher unbekannt, entstanden. Da dis bisherige Kinderkleidung das herumtollen mehr oder weniger verhinderten, sind jetzt erst Schriften zu finden, in denen mit erhobenem Zeigefinger der Jugend als hohe Tugend anempfohlen wird auf die Kleidung zu achten, diese nicht zu beschmutzen und zu beschädigen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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16.12.2012, 14:16
Beitrag: #9
Schule und Schulpflicht
Im Jahre 1782 entschuldigen in dem damals vorderösterreichischen Villingen (heute villingen-Schwenningen) Eltern ihre Kinder vom Schulbesuch.
Es würde an geeigneten Schuhen und Winterkleidung mangeln.

Überhaupt die Schulen.
In Württemberg war seit dem 30jährigen Krieg der Schulbesuch obligatorisch. Aber ein Lehrerausbildung gab es nicht. Jeder der einigermaßen Lesen und Schreiben konnte, konnte auch Lehrer werden.
Mit dem entsprechenden Ergebnis.
Oftmals war die Lehrerwohnung, res. der einzige Raum der Lehrerwohnung gleichzeitig Schulstube. Hausarbeiten wurden von der Frau des Lehrers erledigt, während er gleichzeitig 30-40 Kinder unterrichtete.

Das änderte sich um die Jahrhundertwende 18./19. Jahrhundert sehr. Den Gemeinden wurde auferlegt, für ordentliche Schulräume zu sorgen, die Lehrer wurden überwacht, (vom Pfarrer der schon zdZ durchgänig über eine stabile Bildung verfügte) der Unterrichtsstoff vorgegeben. 1811 wurde in Eßlingen das 1. württ. Lehrerseminar eingerichtet. Neben der "Regel"-Schule sollte gleichzeitig eine "Industrie-Schule" eingerichtet werden, um der Jugend ein gewisses Können und Fertigkeiten zu vermitteln. Ein Vorgänger der heutigen Berufsschule. Was sich allerdings teilweise lange hinzog. Es gibt Berichte von Gemeinden in denen sinngemäß steht, dass die Einrichtung einer "Industrie-Schule" am Ort unnötig wäre, da die Kinder in Haus- und Landwirtschaft schon über Gebühr beschäftigt wären.
Was aus heutiger Sicht ebenfalls verwundert, die Lehrpläne der Dorf- und Stadtschulen differierten nicht wenig. Die Stadtkinder wurden mit umfangreicherem theoretischem Wissen versorgt. Bei den Dorfkindern wurde mehr Wert auf Kenntnisse die in der Landwirtschaft verwendbar waren gelegt.
Auch dies geht anscheinend auf Pestalozzi zurück.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.12.2012, 09:15
Beitrag: #10
RE: Die Erfindung der Kindheit
(14.12.2012 18:41)Bunbury schrieb:  Irgendwann muss ein Bewußtseinswechsel von "Das sind Mäuler, die ich irgendwie zu stopfen habe" zu "Meine Kinder sind meine Zukunftssicherung" stattgefunden haben...

Das interessante ist ja, dass heute ein genau gegenläufiger Prozess stattfindet, Zukunftssicherung ist (Rentenprobleme hin oder her) nur noch seltenst ein Thema. "Das sind Mäuler, die ich irgendwie zu stopfen habe" ist da schon häufiger der Fall, jedenfalls wird es heute wieder zu einer großen Belastung, der Lohn ist eher immateriell.
Und deshalb findet auch ein genau gegenläufiger Prozess statt, den ich etwas provokativ als "Die Vernichtung der Kindheit" bezeichne: Kinder sind für die Industrie potentielle Kunden und werden auch entsprechend umworben (hatten wir bereits an anderer Stelle), Kinder werden mit Elektrogeräten von Fernseher über Wii, Nintendo bis hin zu I-Pods, I-Pads und I-ch-weiß-nicht-was konfrontiert (fing bei mir zum Glück sehr spät an und hält sich bis heute in Grenzen), tragen bereits im Babyalter Jeans und so weiter.
Der Unterschied zu der umgekehrten Entwicklung Ende des 18. Jahrhundert liegt darin, dass wir heute in einer individualisierten Gesellschaft leben, in der auch der einzelne Erwachsene und mit ihm das einzelne Kind viel mehr Rechte und Möglichkeiten hat, weshalb mit der Vernichtung der Kindheit nicht automatisch ein Rückschritt ins Mittelalter einhergegangen ist.

VG

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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19.12.2012, 12:25
Beitrag: #11
RE: Die Erfindung der Kindheit
(19.12.2012 09:15)Maxdorfer schrieb:  Das interessante ist ja, dass heute ein genau gegenläufiger Prozess stattfindet, Zukunftssicherung ist (Rentenprobleme hin oder her) nur noch seltenst ein Thema. "Das sind Mäuler, die ich irgendwie zu stopfen habe" ist da schon häufiger der Fall, jedenfalls wird es heute wieder zu einer großen Belastung, der Lohn ist eher immateriell.

VG

Ich denke mal, dass es dabei doch zu einem erheblichen Teil um den hohen Anspruch an den Lebensstandard geht, der mit einem res. anderthalb Gehältern nicht zu realisieren ist.

Und meine Drei zahlen diesen gesellschaftspolitischen "Nullnummern" dann auch noch die immensen Renten. Dodgy



Das war übrigens mein 1.000 Beitrag hier!

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.12.2012, 12:33
Beitrag: #12
RE: Schule und Schulpflicht
(16.12.2012 14:16)Suebe schrieb:  Im Jahre 1782 entschuldigen in dem damals vorderösterreichischen Villingen (heute villingen-Schwenningen) Eltern ihre Kinder vom Schulbesuch.
Es würde an geeigneten Schuhen und Winterkleidung mangeln.

Überhaupt die Schulen.
In Württemberg war seit dem 30jährigen Krieg der Schulbesuch obligatorisch. Aber ein Lehrerausbildung gab es nicht. Jeder der einigermaßen Lesen und Schreiben konnte, konnte auch Lehrer werden.
Mit dem entsprechenden Ergebnis.
Oftmals war die Lehrerwohnung, res. der einzige Raum der Lehrerwohnung gleichzeitig Schulstube. Hausarbeiten wurden von der Frau des Lehrers erledigt, während er gleichzeitig 30-40 Kinder unterrichtete.

Das änderte sich um die Jahrhundertwende 18./19. Jahrhundert sehr. Den Gemeinden wurde auferlegt, für ordentliche Schulräume zu sorgen, die Lehrer wurden überwacht, (vom Pfarrer der schon zdZ durchgänig über eine stabile Bildung verfügte) der Unterrichtsstoff vorgegeben. 1811 wurde in Eßlingen das 1. württ. Lehrerseminar eingerichtet. Neben der "Regel"-Schule sollte gleichzeitig eine "Industrie-Schule" eingerichtet werden, um der Jugend ein gewisses Können und Fertigkeiten zu vermitteln. Ein Vorgänger der heutigen Berufsschule. Was sich allerdings teilweise lange hinzog. Es gibt Berichte von Gemeinden in denen sinngemäß steht, dass die Einrichtung einer "Industrie-Schule" am Ort unnötig wäre, da die Kinder in Haus- und Landwirtschaft schon über Gebühr beschäftigt wären.
Was aus heutiger Sicht ebenfalls verwundert, die Lehrpläne der Dorf- und Stadtschulen differierten nicht wenig. Die Stadtkinder wurden mit umfangreicherem theoretischem Wissen versorgt. Bei den Dorfkindern wurde mehr Wert auf Kenntnisse die in der Landwirtschaft verwendbar waren gelegt.
Auch dies geht anscheinend auf Pestalozzi zurück.

Zusätzlich zu den bestehenden Schulen und neben der Lateinschule her, wurden zB in etlichen Städten Württembergs ab 1805 "Realschulen" eingerichtet.
Da an diesen Schulen kein Latein unterrichtet wurde, berechtigten sie nicht zum Studium.
Ein Grund, dass sich etliche Städte weigerten solche Schulen einzurichten.

In den 1820er Jahren wurden diese "Realschulen" mit den "Lateinschulen", oftmals waren sowieso die selben Lehrer beschäftigt, zusammengeführt.

Eine Entwicklung wie sie in den letzten Jahrzehnten ähnlich mit den Wirtschaftsoberschulen ohne Abitur, über die Wirtschaftsgymnasien mit Fachabitur zu den heutigen WGs mit Vollabitur verlaufen ist.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.12.2012, 21:51
Beitrag: #13
RE: Die Erfindung der Kindheit
(19.12.2012 12:25)Suebe schrieb:  Ich denke mal, dass es dabei doch zu einem erheblichen Teil um den hohen Anspruch an den Lebensstandard geht, der mit einem res. anderthalb Gehältern nicht zu realisieren ist.

Erst die letzten beiden Tage erschien doch wieder eine Studie, die vor allem eines beweist- gerade für Frauen gibt es kein größeres Risiko für Alterarmut, als eben ein Kind in die Welt zu setzen.
Über das neue Unterhaltsrecht habe ich schon an anderer Stelle etwas gesagt. Keine frau kann es sich heute noch erlauben, Kinder in die Welt zu setzen und nicht arbeiten zu gehen- sonst muss sie nämlich im Zweifelsfall für 5,00 € Stundenlohn irgendwo zu einer zeit, wo ihr Kind sie eigentlich bräuchte, irgendwo Klos putzen oder Regale einräumen.

Mir ist das entscheiden zu einfach zu sagen, daß man einfach zu hohe Bedürfnisse an den Lebensstandard hat.
Tatsache ist vielmehr, daß gerade für Frauen Kinder ein Armutsrisiko sind. Besonders, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern.

Und dann kommt noch eines dazu- wer sein Kind liebt, der hat ein enormes Problem damit, wenn er oder sie diesem Kind eben nicht ermöglichen kann, am normalen gesellscahftlichen Leben teilzuhaben. Keiner sieht gerne zu, wie das eigene Kind nicht mitmachen kann, weil man die Kohle dafür nicht hat. Die 10 Euro von Frau von der Leyen zur teilhabe am gesellschaftlichen leben sind ein Witz. Das reicht hier gerade für die teilnahme am Grundschulchor. Schon beiM Fußballverein wird es schwieirg- zum Jahresbeitrag kommen ja schließlich noch Stutzen, Schuhe und Schienbeinschoner. Und alles andere ist gar nicht erschwinglich...

(19.12.2012 12:25)Suebe schrieb:  Das war übrigens mein 1.000 Beitrag hier!

Herzlichen Glückwunsch...

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21.12.2012, 09:05
Beitrag: #14
RE: Die Erfindung der Kindheit
(19.12.2012 21:51)Bunbury schrieb:  
(19.12.2012 12:25)Suebe schrieb:  Das war übrigens mein 1.000 Beitrag hier!

Herzlichen Glückwunsch...

Danke.
Dir Glückwunsch zum 555, bei Schnapszahlen wird eigentlich einer ausgegeben....

Nur mal so als HinweißAngel

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21.12.2012, 09:25
Beitrag: #15
RE: Schule und Schulpflicht
(16.12.2012 14:16)Suebe schrieb:  Überhaupt die Schulen.

Es gab anscheinend 1790 in Frankreich eine Volkszählung.
Lediglich

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21.12.2012, 15:37
Beitrag: #16
RE: Schule und Schulpflicht
(21.12.2012 09:25)Suebe schrieb:  
(16.12.2012 14:16)Suebe schrieb:  Überhaupt die Schulen.

Es gab anscheinend 1790 in Frankreich eine Volkszählung.
Lediglich

was ist denn da passiert?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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21.12.2012, 16:32
Beitrag: #17
RE: Die Erfindung der Kindheit
Also, dann halt nochmals.

1790 gab es in Frankreich eine Erhebung in der unter anderem die Sprache der Bevölkerung erhoben wurde.
Ergebnis: Die Mehrheit der Franzosen sprach kein französisch!
Zur Verdeutlichung, die Grenzen Frankreichs waren 1790 so grob mit den heutigen identisch!
Ergo: Erst die Schule schuf die Standartsprache und den Nationalstaat!

Um 1800 herum war das Analphabetentum in Gesamteuropa "normal". Gab es einen Alphabetisierungsgrad je nach Region zwischen 2% und 30%.
1914 konnten die Soldaten des 1. WK die Bedienungsanleitung ihrer Waffen lesen und verstehen. (... Mensch gedenke was du liesest, dir zum Segen nicht zum Fluch.)
In England, den Niederlanden und Deutschland war 1900 ein Alphabetisierungrad von ca. 97% erreicht worden (mehr geht wohl nicht)
in Frankreich lag er bei knapp unter 90%.

Die "Verschulung" ist ein hervorstechendes Merkmal des 19. Jahrhunderts, nur möglich, weil die Arbeit der Kinder nicht mehr existentiell für das Überleben der Familien erforderlich war.
Stichwort: Die Entdeckung der Kindheit

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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22.12.2012, 16:00
Beitrag: #18
RE: Die Erfindung der Kindheit
Um diesen Thread abzuschließen.

Bis zum späteren 18. Jahrhundert gab es im Deutschen nicht einmal ein Wort für Kindheit.
Das Wort Kind wird lediglich im Sinne von Abstammung verwendet, "Kind von..." oder aber als "Landeskind" im Sinne eines Untertanen.
Erst in der radikalen Gesellschaftsänderung des ausgehenden 18. beginnenden 19. Jahrhunderts entstand die "Kindheit" als Vorstellung einer gesonderten ausgedehnten Lebensphase, in der Körper und Geist sich wandeln und der mündige Mensch aus dem Kind hervorgeht.

Verwendete Literatur:
Osterhammel "die Verwandlung der Welt" 2011
Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, 3 Bände Ausstellungskatalog 1987
APuZ 62. Jahrgang Heft 43/2012 Kinderarbeit Herausgeber bpb

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22.12.2012, 16:10
Beitrag: #19
RE: Die Erfindung der Kindheit
(21.12.2012 16:32)Suebe schrieb:  Die "Verschulung" ist ein hervorstechendes Merkmal des 19. Jahrhunderts, nur möglich, weil die Arbeit der Kinder nicht mehr existentiell für das Überleben der Familien erforderlich war.
Stichwort: Die Entdeckung der Kindheit

Das halte ich doch für eine zu gewagte These. ja, die Kinderarbeit war nicht mehr existenziell nötig für das Überleben der Familien.
Aber daß es vorher keine Kindheit gegeben haben soll, wage ich dann doch zu bezweifeln. Aus allen Epochen und Kulturen sind Funde von Kinderspielzeuge bekannt.

Auch früher haben die Kinder durchaus gelernt. Nur halt nicht lesen, schreiben und Rechnen. Intiatierungsriten, mit denen Jungs zu Männern wurden und die von verschiedenen Völkern überliefert wurden, wären ja völlig überflüssig, wenn vor dem Erwachsenenalter gar nichts gewesen wäre...

Vielleicht kam mit der Schule ein Begriff für diese Zeit dazu, aber das bedeutet wahrscheinlich nur, daß die "kindeheit" erst durch die Schule als etwas besonderes wahrgenommen wurde.
Stattgefunden hat sie vorher schon...

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22.12.2012, 17:40
Beitrag: #20
RE: Die Erfindung der Kindheit
(22.12.2012 16:10)Bunbury schrieb:  
(21.12.2012 16:32)Suebe schrieb:  Die "Verschulung" ist ein hervorstechendes Merkmal des 19. Jahrhunderts, nur möglich, weil die Arbeit der Kinder nicht mehr existentiell für das Überleben der Familien erforderlich war.
Stichwort: Die Entdeckung der Kindheit

Das halte ich doch für eine zu gewagte These. ja, die Kinderarbeit war nicht mehr existenziell nötig für das Überleben der Familien.
Aber daß es vorher keine Kindheit gegeben haben soll, wage ich dann doch zu bezweifeln. Aus allen Epochen und Kulturen sind Funde von Kinderspielzeuge bekannt.

Auch früher haben die Kinder durchaus gelernt. Nur halt nicht lesen, schreiben und Rechnen. Intiatierungsriten, mit denen Jungs zu Männern wurden und die von verschiedenen Völkern überliefert wurden, wären ja völlig überflüssig, wenn vor dem Erwachsenenalter gar nichts gewesen wäre...

Vielleicht kam mit der Schule ein Begriff für diese Zeit dazu, aber das bedeutet wahrscheinlich nur, daß die "kindeheit" erst durch die Schule als etwas besonderes wahrgenommen wurde.
Stattgefunden hat sie vorher schon...


Natürlich hat sie stattgefunden. Bestreitet ja auch keiner.

Aber die Vorstellung, dass ein Kind eine besondere Phase der Erziehung braucht, eine geschützte Zeit in der es das lernt, was es für das Leben braucht, ist erst in der Aufklärung entstanden.
Die Idee, dass sich ein Mensch im Laufe seines Lebens verändert, konnte erst in einer Gesellschaft entstehen, die selbst auf Veränderungen und Neuheiten ausgelegt war.
Die Feudalgesellschaft zuvor lebte im Bewusstsein einer unveränderlichen Ordnung und hatte ein starres Bild vom Kind als kleinem Erwachsenen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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22.12.2012, 19:24
Beitrag: #21
RE: Die Erfindung der Kindheit
(22.12.2012 17:40)Suebe schrieb:  Aber die Vorstellung, dass ein Kind eine besondere Phase der Erziehung braucht, eine geschützte Zeit in der es das lernt, was es für das Leben braucht, ist erst in der Aufklärung entstanden.

Oder wurde wiederentdeckt. Als jemand, der sich besondres gerne mit zeiten beschäftigt, für die es keine bis wenig Aufzeichnungen anbetrifft, denke ich, daß man mit solchen Aussagen vorsichtig sein muss. Wir wissen nicht, ob z.B. die Leute von Barnhouse Village (der Beitrag ist fast fertig) ihre Kinder unterrichtet haben oder nicht.


(22.12.2012 17:40)Suebe schrieb:  Die Idee, dass sich ein Mensch im Laufe seines Lebens verändert, konnte erst in einer Gesellschaft entstehen, die selbst auf Veränderungen und Neuheiten ausgelegt war.

Oder in einer Gesellschaft, die die Möglichkeit hatte, festzustellen, daß es so etwas wie veränderung gibt. Das müßte am Anfang gestanden haben...

(22.12.2012 17:40)Suebe schrieb:  Die Feudalgesellschaft zuvor lebte im Bewusstsein einer unveränderlichen Ordnung und hatte ein starres Bild vom Kind als kleinem Erwachsenen.

Da hast du schon recht. Aber das heißt noch lange nicht, daß es in der Gesellschaft vor der Feudalherrschaft auch so war.

Ich protestiere nicht gegen die von dir dargestellte Entwicklung, sondern nur gegen die Annahme, daß es etwas derartiges noch nie zuvor gegeben hat. Da habe ich nun mal so meine Zweifel... Es gab schion zuvor gesellschaften, in denen die Menschen so etwas wie freie Zeit hatten- und ich könnte mir vorstellen, überall dort, wo es zeit gibt, die nicht ausschließlich dem Broterwerb gilt, besteht die Möglichkeit, veränderungen wahrzunehmen...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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22.12.2012, 19:36
Beitrag: #22
RE: Die Erfindung der Kindheit
(22.12.2012 19:24)Bunbury schrieb:  
(22.12.2012 17:40)Suebe schrieb:  Aber die Vorstellung, dass ein Kind eine besondere Phase der Erziehung braucht, eine geschützte Zeit in der es das lernt, was es für das Leben braucht, ist erst in der Aufklärung entstanden.

Oder wurde wiederentdeckt. Als jemand, der sich besondres gerne mit zeiten beschäftigt, für die es keine bis wenig Aufzeichnungen anbetrifft, denke ich, daß man mit solchen Aussagen vorsichtig sein muss. Wir wissen nicht, ob z.B. die Leute von Barnhouse Village (der Beitrag ist fast fertig) ihre Kinder unterrichtet haben oder nicht.


(22.12.2012 17:40)Suebe schrieb:  Die Idee, dass sich ein Mensch im Laufe seines Lebens verändert, konnte erst in einer Gesellschaft entstehen, die selbst auf Veränderungen und Neuheiten ausgelegt war.

Oder in einer Gesellschaft, die die Möglichkeit hatte, festzustellen, daß es so etwas wie veränderung gibt. Das müßte am Anfang gestanden haben...

(22.12.2012 17:40)Suebe schrieb:  Die Feudalgesellschaft zuvor lebte im Bewusstsein einer unveränderlichen Ordnung und hatte ein starres Bild vom Kind als kleinem Erwachsenen.

Da hast du schon recht. Aber das heißt noch lange nicht, daß es in der Gesellschaft vor der Feudalherrschaft auch so war.

Ich protestiere nicht gegen die von dir dargestellte Entwicklung, sondern nur gegen die Annahme, daß es etwas derartiges noch nie zuvor gegeben hat. Da habe ich nun mal so meine Zweifel... Es gab schion zuvor gesellschaften, in denen die Menschen so etwas wie freie Zeit hatten- und ich könnte mir vorstellen, überall dort, wo es zeit gibt, die nicht ausschließlich dem Broterwerb gilt, besteht die Möglichkeit, veränderungen wahrzunehmen...

Ich kann und möchte dir gar nicht widersprechen.

2 Punkte jedoch.

1. wir wissen es nicht.

2. wenn man von der Evolutionstheorie ausgeht, hätten sich diese Gesellschaften, so es sie gegeben hat, ja eigentlich halten und weiterentwickeln müssen, und keine, in dem Fall unterlegene, Feudalgesellschaft entstehen können.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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22.12.2012, 20:29
Beitrag: #23
RE: Die Erfindung der Kindheit
(22.12.2012 19:36)Suebe schrieb:  Ich kann und möchte dir gar nicht widersprechen.

Soooo viel Einigkeit- da stimmt doch etwas nicht.Big Grin

(22.12.2012 19:36)Suebe schrieb:  2 Punkte jedoch.

1. wir wissen es nicht.

Das ist wohl war. Wir wissen aber zum Beispiel, daß ein junger Kelte 20 Jahre ausgebildet wurde, wenn er Druide werden wollte. Aber ich räume ein, daß man daraus keinen allzugroßen Rückschluss ziehen kann....

(22.12.2012 19:36)Suebe schrieb:  2. wenn man von der Evolutionstheorie ausgeht, hätten sich diese Gesellschaften, so es sie gegeben hat, ja eigentlich halten und weiterentwickeln müssen, und keine, in dem Fall unterlegene, Feudalgesellschaft entstehen können.

Ich glaube nicht, daß die Evolutionstheorie auf soziale Systeme anwendbar ist. Sozialgeschichtlich scheint die Entwicklung nach dem Motto zu verlaufen "5 schritte vor, 4 zurück." Gesellschaften scheinen sich in Sackgassen zu manövrieren (wir können ja gerne an anderer Stelle darüber streiten, ob die hiesige Gesellschaft auch wieder dabei ist) und dann völlig zusammenzubrechen. Daraus steigt dann wieder eine neue Gesellschaft empor, die ein winziges bißchen weiter zu sein scheint und wieder von dannen stürmen und dann irgendwann wieder an ihre Grenzen stoßen und erneut zusammenbrechen.
Allerdings muss man auch sagen, daß die Feudalherschaft sehr lange Betand hatte- vielleicht gerade wegen ihrer Unbewglichkeit....

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23.12.2012, 11:45
Beitrag: #24
RE: Die Erfindung der Kindheit
(22.12.2012 20:29)Bunbury schrieb:  
(22.12.2012 19:36)Suebe schrieb:  Ich kann und möchte dir gar nicht widersprechen.

Soooo viel Einigkeit- da stimmt doch etwas nicht.Big Grin

(22.12.2012 19:36)Suebe schrieb:  2 Punkte jedoch.

1. wir wissen es nicht.

Das ist wohl war. Wir wissen aber zum Beispiel, daß ein junger Kelte 20 Jahre ausgebildet wurde, wenn er Druide werden wollte. Aber ich räume ein, daß man daraus keinen allzugroßen Rückschluss ziehen kann....

Natürlich musste der jeweilige Beruf erlernt werden.
Studiert wurde seit dem ausgehenden Mittelalter, die vielen Fürstenspiegel als Lehrbücher für den Hochadel gab es auch schon lange.

Aber das sind alles Teilaspekte.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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23.12.2012, 17:01
Beitrag: #25
RE: Die Erfindung der Kindheit
(23.12.2012 11:45)Suebe schrieb:  Natürlich musste der jeweilige Beruf erlernt werden.
Studiert wurde seit dem ausgehenden Mittelalter, die vielen Fürstenspiegel als Lehrbücher für den Hochadel gab es auch schon lange.

Aber das sind alles Teilaspekte.

Dann vermag ich dir so langsam nicht mehr zu folgen. Welche Teilaspekte fehlen denn? Denn es müssen ja welche fehlen, wenn die Teilaspekte vorher alle keine Rolle spielen.

Und jetzt komm nicht damit, daß die Kinder seit der Aufklärung ausschlißlich zur Schule gehen mußten. Ich kenne noch heute Kinder, die im elterlichen Geschäft aushelfen müssen, auch wenn das natürlich heute immer seltener wird.

Ich sehe das ganze nach wie vor nicht als Ergebnis eines aufklärerischen Prozesses, sondern als Ergebnis eines immer höheren materiellen Wohlstandes. Zuerst konnte man es sich leisten, auf einen Teil der kindlichen Arbeitskraft zu verzichten, damit die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen konnten. Mit steigendem Wohlstand wurde das immer mehr, bis die Kinder gar nichts mehr beitragen mußten.
Und heute fürchte ich, bin ich zynisch genug, daß ich mich Susanne Geschkes Meinung anschließe und glaube, daß man einfach die Kinder als Zielgruppe entdeckt hat...

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23.12.2012, 18:16
Beitrag: #26
RE: Die Erfindung der Kindheit
Ich möchte daran erinnern, dass die Welt nicht nur aus (Mittel-)Europa besteht... Wink

Die Antike kannte auch schon einen gesonderten Lebensabschnitt "Kindheit". Aus dem alten Ägypten kennen wir - allerdings nur für die Oberschicht - Kinderspielzeug. Das deutet darauf hin, dass man Kinder nicht als zu klein geratene Erwachsene behandelte.
Auch die Griechen - speziell die Athener - die die Schule als solche erfanden und bei denen Plato (oder war´s Sokrates?) klagte, dass die Kinder ihre Eltern und Lehrer ja sooo schlecht behandelten (!), kannten eine Kindheit als solche. Dito die Römer, auch hier gelehrige Schüler der Griechen.
Erst mit dem Ende der Antike ging diese Erkenntnis verloren und musste 1300 Jahre bis zur Wiederentdeckung warten.

Außerhalb Europas fallen mir spontan die Maya ein, die ihren Kindern auch zumindest die ersten Lebensjahre eine "echte" Kindheit gönnten.

VG
Christian
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23.12.2012, 21:52
Beitrag: #27
RE: Die Erfindung der Kindheit
(23.12.2012 17:01)Bunbury schrieb:  
(23.12.2012 11:45)Suebe schrieb:  Natürlich musste der jeweilige Beruf erlernt werden.
Studiert wurde seit dem ausgehenden Mittelalter, die vielen Fürstenspiegel als Lehrbücher für den Hochadel gab es auch schon lange.

Aber das sind alles Teilaspekte.

Dann vermag ich dir so langsam nicht mehr zu folgen. Welche Teilaspekte fehlen denn? Denn es müssen ja welche fehlen, wenn die Teilaspekte vorher alle keine Rolle spielen.

Und jetzt komm nicht damit, daß die Kinder seit der Aufklärung ausschlißlich zur Schule gehen mußten. Ich kenne noch heute Kinder, die im elterlichen Geschäft aushelfen müssen, auch wenn das natürlich heute immer seltener wird.

Ich sehe das ganze nach wie vor nicht als Ergebnis eines aufklärerischen Prozesses, sondern als Ergebnis eines immer höheren materiellen Wohlstandes. Zuerst konnte man es sich leisten, auf einen Teil der kindlichen Arbeitskraft zu verzichten, damit die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen konnten. Mit steigendem Wohlstand wurde das immer mehr, bis die Kinder gar nichts mehr beitragen mußten.
Und heute fürchte ich, bin ich zynisch genug, daß ich mich Susanne Geschkes Meinung anschließe und glaube, daß man einfach die Kinder als Zielgruppe entdeckt hat...

(23.12.2012 18:16)913Chris schrieb:  Ich möchte daran erinnern, dass die Welt nicht nur aus (Mittel-)Europa besteht... Wink

Die Antike kannte auch schon einen gesonderten Lebensabschnitt "Kindheit". Aus dem alten Ägypten kennen wir - allerdings nur für die Oberschicht - Kinderspielzeug. Das deutet darauf hin, dass man Kinder nicht als zu klein geratene Erwachsene behandelte.
Auch die Griechen - speziell die Athener - die die Schule als solche erfanden und bei denen Plato (oder war´s Sokrates?) klagte, dass die Kinder ihre Eltern und Lehrer ja sooo schlecht behandelten (!), kannten eine Kindheit als solche. Dito die Römer, auch hier gelehrige Schüler der Griechen.
Erst mit dem Ende der Antike ging diese Erkenntnis verloren und musste 1300 Jahre bis zur Wiederentdeckung warten.

Außerhalb Europas fallen mir spontan die Maya ein, die ihren Kindern auch zumindest die ersten Lebensjahre eine "echte" Kindheit gönnten.

VG
Christian

Selbstzitat:
Aber die Vorstellung, dass ein Kind eine besondere Phase der Erziehung braucht, eine geschützte Zeit in der es das lernt, was es für das Leben braucht, ist erst in der Aufklärung entstanden.
Die Idee, dass sich ein Mensch im Laufe seines Lebens verändert, konnte erst in einer Gesellschaft entstehen, die selbst auf Veränderungen und Neuheiten ausgelegt war.
Die Feudalgesellschaft zuvor lebte im Bewusstsein einer unveränderlichen Ordnung und hatte ein starres Bild vom Kind als kleinem Erwachsenen.
Zitatende

Das ist der Punkt.
Wenn man pro Fürstenkind hunderttausend ander Kinder, denen die Kindheit verwehrt war, rechnet, haben wir doch den Teilaspekt, der auf das Ganze gerechnet keine Rolle spielt.

Für den/die die nicht zum Herrschen bestimmt waren, war die Kindheit sehr kurz, ging sie bis zum 6. maximal 7. Lebensjahr.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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23.12.2012, 23:27
Beitrag: #28
RE: Die Erfindung der Kindheit
(23.12.2012 21:52)Suebe schrieb:  Selbstzitat:
Aber die Vorstellung, dass ein Kind eine besondere Phase der Erziehung braucht, eine geschützte Zeit in der es das lernt, was es für das Leben braucht, ist erst in der Aufklärung entstanden.

Als Folge der Aufklärung oder des materiellen Wohlstandes?

(23.12.2012 21:52)Suebe schrieb:  Das ist der Punkt.
Wenn man pro Fürstenkind hunderttausend ander Kinder, denen die Kindheit verwehrt war, rechnet, haben wir doch den Teilaspekt, der auf das Ganze gerechnet keine Rolle spielt.

Auch im Zeitalter der Aufklärung war die Erziehung eines Kindes allenfalls der wohlhabenden Schicht vorbehalten. Und da auch nur den Jungs.

(23.12.2012 21:52)Suebe schrieb:  Für den/die die nicht zum Herrschen bestimmt waren, war die Kindheit sehr kurz, ging sie bis zum 6. maximal 7. Lebensjahr.

Wenn mich nicht alles täuscht, war das zeitalter der Aufklärung die Zeit von etwa 1700 bis zur Französischen Revolution.
Würde es dich arg enttäuschen, wenn ich dich darauf hinwiese, daß auch noch lange danach die meisten Kinder durchaus die Kindheit im Alter von 6 bis 7 endete? (Stichwort: Industrille Revolution.) Und daß sich in einigen Teilen der Welt bis heute nichts daran geändert hat?

Ich weiß, ich gehe dir gerade fürchterlich auf den keks, aber du bist mir einfach zu ungenau. Du bist der richtigen Sache auf der Spur, denke ich, aber du bist ein bißchen voreilig in deinen Schlussfolgerungen.

Der Hauptgedanke der Aufklärung hatte etwas mit "Vernunft" zu tun. Vernunft war das hohe Ziel der Aufklärung. Und dabei kam man irgendwann zu dem Schluss, daß ein vollmündiger Mensch eben nicht einfach so vom Himmel fällt. Anfangs war man allerdings noch weit davon entfernt, bei einem sechs oder sieben jährigen die Grundlagen zur vernunft legen zu wollen.

Die "Kindheit" wurde nicht endeckt, sie wurde langsam entwickelt....

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24.12.2012, 10:10
Beitrag: #29
RE: Die Erfindung der Kindheit
(23.12.2012 23:27)Bunbury schrieb:  
(23.12.2012 21:52)Suebe schrieb:  Das ist der Punkt.
Wenn man pro Fürstenkind hunderttausend ander Kinder, denen die Kindheit verwehrt war, rechnet, haben wir doch den Teilaspekt, der auf das Ganze gerechnet keine Rolle spielt.



(23.12.2012 21:52)Suebe schrieb:  Für den/die die nicht zum Herrschen bestimmt waren, war die Kindheit sehr kurz, ging sie bis zum 6. maximal 7. Lebensjahr.





Der Hauptgedanke der Aufklärung hatte etwas mit "Vernunft" zu tun. Vernunft war das hohe Ziel der Aufklärung. Und dabei kam man irgendwann zu dem Schluss, daß ein vollmündiger Mensch eben nicht einfach so vom Himmel fällt. Anfangs war man allerdings noch weit davon entfernt, bei einem sechs oder sieben jährigen die Grundlagen zur vernunft legen zu wollen.

Die "Kindheit" wurde nicht endeckt, sie wurde langsam entwickelt....

Tja, da kenne ich den Entdecker eines Kontinents, der ins Grab sank ohne davon zu wissen .....
MaW, das ist wohl immer so.

Zitat:Auch im Zeitalter der Aufklärung war die Erziehung eines Kindes allenfalls der wohlhabenden Schicht vorbehalten. Und da auch nur den Jungs.
Im Feudalzeitalter aber auch bei den wohlhabenden nicht. Obwohl man es sich hätte leisten können, die Vorstellung der "geschützten Phase" war allenthalben unbekannt. Exclamation
Die Geschlechterproblematik, so interessant dies wäre, klammern wir mal aus, der Übersichlichkeit wegen. Einverstanden?
Nur soviel, auch im Feudalzeitalter war die Kindheit der Mädchen vermutlich schon etwas kürzer als die der Jungen.

Zitat:Wenn mich nicht alles täuscht, war das zeitalter der Aufklärung die Zeit von etwa 1700 bis zur Französischen Revolution.
Würde es dich arg enttäuschen, wenn ich dich darauf hinwiese, daß auch noch lange danach die meisten Kinder durchaus die Kindheit im Alter von 6 bis 7 endete? (Stichwort: Industrille Revolution.) Und daß sich in einigen Teilen der Welt bis heute nichts daran geändert hat?

Da hast du vollkommen recht.
Nur ist mit der Aufklärung das Bewusstsein, dass da etwas Falsch läuft überhaupt erst entstanden.
Dass durch schwere körperliche Arbeit den Kindern ihre Zukunft genommen wird.

Es ist schlimm, das das heute, 200 Jahre später immer noch nicht weltweit Standart ist. Und es ist ganz fürchterlich, dass Kinder inzwischen als "Kindersoldaten" zu berufsmäßigen Mördern gemacht werden. Für alle Zeiten sollen die Verantwortlichen in der tiefsten Hölle hocken ...
OK, aber auch diesen aktuellen Aspekt lassen wir besser mal außen vor.
Auch dazu noch die kurze Anmerkung, dass Kinder durchaus auch Arbeiten wollen, dies nicht in Bausch und Bogen verdammt werden kann.

Zitat:Ich weiß, ich gehe dir gerade fürchterlich auf den keks, aber du bist mir einfach zu ungenau. Du bist der richtigen Sache auf der Spur, denke ich, aber du bist ein bißchen voreilig in deinen Schlussfolgerungen.

Ganz im Gegenteil meine Liebe,
ich bin sehr froh darüber, dass du mit mir diskutierst.
Sonst bleibe ich ja "ungenau" Confused meine Schlussfolgerungen kamen eigentlich nur etwas verfrüht, dem geschuldet, dass ich annahm, dass sich eh keiner mehr mir und des Themas annehmen würde. Blush

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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30.12.2012, 13:55
Beitrag: #30
RE: Die Erfindung der Kindheit
(23.12.2012 23:27)Bunbury schrieb:  Die "Kindheit" wurde nicht endeckt, sie wurde langsam entwickelt....
Du meinst, wegen Pestalozzi, Monetssori und Konsorten? O.k., da kann man von einer Entwicklung sprechen, denn bis deren Ideen sich wirklich durchgesetzt haben, dauerte es. In Deutschland m.E. bis in die späten 60er Jahre.

VG
Christian
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30.12.2012, 17:32
Beitrag: #31
RE: Die Erfindung der Kindheit
Nein, eigentlich nicht.
Mit "Entwickeln" meine ich eigentlich eher, daß sie langsam ins Bewußtsein von immer mehr Menschen vorrückte und immer mehr Platz einzunehmen begann. Da gab es nicht ein "Guck mal, da vorne ist die Kindheit, machen wir ihr mal Platz", sondern eine ganze Reihe von Bewußtseins- und Standpunktveränderungen, bis man sie wahrgenommen hat.

Immer vorausgesetzt, das Wissen darum war nicht schon einmal da...

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02.01.2013, 21:28
Beitrag: #32
Außer der Norm
(30.12.2012 17:32)Bunbury schrieb:  Nein, eigentlich nicht.
Mit "Entwickeln" meine ich eigentlich eher, daß sie langsam ins Bewußtsein von immer mehr Menschen vorrückte und immer mehr Platz einzunehmen begann. Da gab es nicht ein "Guck mal, da vorne ist die Kindheit, machen wir ihr mal Platz", sondern eine ganze Reihe von Bewußtseins- und Standpunktveränderungen, bis man sie wahrgenommen hat.

Immer vorausgesetzt, das Wissen darum war nicht schon einmal da...

Servus Bunbury und Suebe .

Servus .

Heute finde ich Kindergärten und ihre spielerische
Vorbereitung für die Schule gut .

Ich selbst hatte etwas zwiespältige Erfahrungen mit ihnen .
Da ich immer sehr Naseweiß war und etwas keck
war ich bei den damaligen Tanten etwas unbeliebt .
Aber Diese waren ja nicht als Pädagoginen angestellt
sondern nur als Beaufsichtigerinnen .
Und in der Behandlung mit mir waren sie Alle etwas überfordert .
Was mit dem Rausschmiß aus insgesannt drei Kindergärten endete .

Was meine berufstätige Mutter vor ein fast unlösbares
Erziehungsproblem stellte .
Aber sich für den Viereinhalbjährigen als Glücksfall herausstellte .
Denn eine Pensionistin , wohnhaft unter uns , nahm sich um mich an .
Sie war eine sehr belesene und kluge Frau
und brachte mir die Welt der Bücher erstmals näher .
Sie schrieb mich schon als Vorschulkind in den Buchklub der Jugend ein
und kaufte mir altersgerechte Bilder- und Lesebücher.

Was als Ergebniss ergab , daß ich beim Schulantritt
schon Lesen und Schreiben konnte .
Was nicht immer positiv erkannt wurde
( damals 1956 aber Heute vermutlich ebenso ) .

Sie und ihr Heute berühmter Sohn waren geborene Brünner ( Heute CZ )

Österreicher werden ihn kennen .
Als Architekt der ORF Zentren ( Fernsehregionalzentren ) .
Oder als langjährigrn Karrikaturist der Tageszeitung die Presse .

Selbstbildnis :

[Bild: 1.568.138]

http://www.ironimus.com/main.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Peichl

Trotz Nichtbesuch der Kindergärten war mein Start ins Leben ,
aufgrund der Liebe der Frau Peichl ein überdurchschnittlicher .
Währe dann später nicht die Flower Powerzeit dazwischen gekommen .

Was solls , es war einfach ein wunderschönes Leben .
Monetär nicht , aber die traumhaften Erlebnisse sind unbezahlbar .
Und vielleicht etwas später sogar , unter Umständen
in einigen Jahren als Pflegefall , kann mir Niemand diese Erinnerungen
an diese Vielen schönen Erlebnisse wegnehmen .

Mit Diesen positiven und zukunftsgewandten Erinnerungen ,
grüßt und verabschiedet sich
Euer Luki .

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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