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Normale Version: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
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Dieses "Altbekannte" setzte man seit ca. 500 Jahren zu einem ganz anderen Zweck ein.
In Franken, in der Gegend von Schwabach insbesondere wurde es verwendet.
Irgendwelche Därme oder Harnblasen von größeren Tieren? Wurden bestimmte Därme früher nicht auch als Kondome benutzt ...?
(05.02.2014 15:40)Avicenna schrieb: [ -> ]Irgendwelche Därme oder Harnblasen von größeren Tieren? Wurden bestimmte Därme früher nicht auch als Kondome benutzt ...?



Die Richtung stimmt schon, aber etwas genauer noch.

An Kondome früher oder heute dachte ich nun wirklich überhaupt nicht.
In Franken, genauer Schwabach war ein Handwerk ansässig, das sich die Eigenschaften dieses Stoffes seit Jahrhunderten zu nutze machte.
Aber Kondome (kenne ich jetzt als "Bad Vilbeler Gummies") haben damit nichts zu tun.
Die Handwerker in Franken bearbeiteten ein Element, das
1. einige ganz tolle Eigenschaften hat,
aber
2. sehr teuer ist,
so lange, bis es einerseits bezahlbar ist,
aber andererseits die tollen Eigenschaften immer noch hat.

Und zur Lagerung dieses Elements in der bearbeiteten Form, wurde seit 500 Jahren schon "das" verwendet, was sich dann als idealer (1911) "Stoff" für die Gaskammern der Luftschiffe erwies.
Goldschlägerhaut, früher zur Herstellung von Blattgold verwendet und aus Rinder-/Schweine-/Schafsblinddärmen hergestellt?

VG
Christian
(06.02.2014 18:18)913Chris schrieb: [ -> ]Goldschlägerhaut, früher zur Herstellung von Blattgold verwendet und aus Rinder-/Schweine-/Schafsblinddärmen hergestellt?

VG
Christian

Bingo.

Wiki weiß das davon:
Zitat:Goldschlägerhaut, auch Darmserosa genannt, wird aus der äußersten Hautschicht von Rinderblinddärmen hergestellt. Sie ist sehr dünn (ca. 0,05 bis 0,1 mm), elastisch und reißfest
und
Zitat:Bereits im Jahr 1883 experimentierte das britische Militär mit Ballonen, deren Ballonhülle aus Goldschlägerhaut gefertigt war.[1] Auch das US-amerikanische Militär experimentierte ab dem Jahr 1893 mit diesem Material beim Einsatz für Ballone.[2]

Anfang des 20. Jahrhunderts stieg der Bedarf an Goldschlägerhäuten durch die Luftschifffahrt enorm an. Da gummierter Stoff schnell brüchig wurde und zu statischer Aufladung neigt, wurden die Gaszellen aus Goldschlägerhäuten genäht, die in bis zu sieben Lagen auf eine Trägerschicht aus Stoff aufgebracht wurden. Das Gewicht dieses Materials lag bei 136 g/m²[3] Für eine einzige Gaszelle wurden die Häute von rund 50.000 Rindern benötigt,[4] für ein Luftschifftyp, welches im Ersten Weltkrieg verwendet wurde, wurden zusammen Blinddärme von rund 700.000 Rindern benötigt.[5] Später konnte die Goldschlägerhaut auf vier Lagen reduziert werden.

Verm. hat Graf Zeppelin Anfangs gummierten Stoff aus Kostengründen verwendet.

Das 1. Luftschiff mit Gaszellen aus Synthese-Materialien war übrigens die US-Akron.

Siehe auch hier:
Zitat:Goldschlägerhaut wurde aus der äußersten Hautschicht von Schafs- Schweine oder Rinderblinddärmen hergestellt. In überwiegender Zahl kamen Rinderblinddarmhäute zum Einsatz. Die Därme wurden gewaschen und die oberste Hautschicht abgezogen. Die Häutchen wurden danach über eine Form gespannt, getrocknet, mit Alaunwasser gewaschen und schließlich mit Eiweiß überzogen, welches als Kleber diente. Anfangs wurden rund sieben oder mehr Schichten übereinander geklebt, später konnte die Anzahl der Schichten auf rund vier gesenkt werden. Nachdem mit reinen Goldschlägerhäuten experimentiert wurde, setzte sich schnell eine Kombination aus Goldschlägerhaut und Gaze (Mull) durch. Jeweils eine Schicht aus Gaze und Goldschlägerhaut wechselten sich ab. Diese wurden auch als Stoffhaut bezeichnet. Eine Herstellung in Maschinenfertigung war nicht möglich, es war viel Handarbeit erforderlich. Auch deshalb war die Produktion sehr teuer, darüber hinaus mussten Häute aus Versorgungs- und Qualitätsgründen importiert werden. Für eine einzige Gaszelle wurden die Blinddarmoberhäute von rund 50.000 Tieren benötigt, für ein komplettes Luftschiff waren es rund 700.000.

Die Zellen waren besonders leicht, reißfest und gasdicht. Goldschlägerhautzellen lösten gummibeschichtete Stoffe ab, da sie eine geringere Abnahme der Gasdichtigkeit und Festigkeit des Stoffes bei Witterungseinflüssen aufweisen konnten. Allerdings war eine Zerstörung durch Bakterien möglich, überdies bestand weiterhin eine Empfindlichkeit gegenüber atmosphärischen Einflüssen.

Der Name rührt daher, dass Goldschlägerhaut bereits zuvor in der Herstellung von Blattgold eingesetzt wurde, dem sog. Goldschlagen. 1908 bot die Blattgoldfabrik Theodor Schätzler & Sohn dem Grafen v. Zeppelin ein Geheimverfahren zur Verarbeitung von Schweine- und Schafsdärmen an. In den folgenden Jahren gab es Patentstreitigkeiten zwischen den Parteien, ob das beschriebene Verfahren bei der Herstellung von Gaszellen eingesetzt wurde.

1910 wurden bei der Luftschiffbau Zeppelin GmbH erste Gaszellen aus Goldschlägerhaut erprobt. Nach anfänglichen Qualitätsproblemen wurden schnell gute Ergebnisse erzielt. 1913 wurde das erste Luftschiff (LZ 18) fertig gestellt, dessen Gaszellen komplett aus Goldschlägerhaut gefertigt waren. 1915 hat die Luftschiffbau Zeppelin GmbH zur Fabrikation der Goldschlägerhaut die Ballonhüllen-Gesellschaft mbH in Berlin-Tempelhof gegründet. Gaszellen aus Goldschlägerhaut wurden bis LZ 127 Graf Zeppelin eingesetzt.
Quelle:
http://www.uni-stuttgart.de/hi/gnt/ausst...ellen.html
Ich gebe mein Rätselstellungsrecht gerne weiter!

VG
Christian
(07.02.2014 16:12)913Chris schrieb: [ -> ]Ich gebe mein Rätselstellungsrecht gerne weiter!

VG
Christian

In Überlingen an der Uferpromenade gibt es ein historisches Gebäude mit einem bemerkenswerten Namen! Wink

Das Gebäude beherbergt heute die Städtische Galerie,
Wie heißt das Gebäude?

wenn du dies Rätsel löst, wirst du von der Erstellung des nächsten Rätsels befreit! Devil
Du meinst den "Faulen Pelz"?

VG
Christian
Angel

Yeah... ich bin halt ein ganz ein Schlimmer.
Sorry.
Blush
Trotz meiner Faulheit is mir jetz doch noch ein Jux-Rätsel eingefallen.
Da gab´s nämlich mal ein ganz besonderes Tier, so besonders (bzw. in den Augen der uns bekannten Betrachter so andersartig wie alles, was sie bis dahin kannten), dass dieses eine Exemplar sogar eine besondere Bezeichnung bekam. Die beruhte auf einem optischen Irrtum und hat sich deshalb als Artname nicht durchsetzen können.
Leider nahm es ein tragisches Ende mit dem Tier, hervorgerufen noch dazu von seinem "Herrn und Meister". Der wusste die Tragweite seines Tuns wahrscheinlich gar nicht zu schätzen...

VG
Christian
(08.02.2014 16:00)913Chris schrieb: [ -> ]Trotz meiner Faulheit is mir jetz doch noch ein Jux-Rätsel eingefallen.
Da gab´s nämlich mal ein ganz besonderes Tier, so besonders (bzw. in den Augen der uns bekannten Betrachter so andersartig wie alles, was sie bis dahin kannten), dass dieses eine Exemplar sogar eine besondere Bezeichnung bekam. Die beruhte auf einem optischen Irrtum und hat sich deshalb als Artname nicht durchsetzen können.
Leider nahm es ein tragisches Ende mit dem Tier, hervorgerufen noch dazu von seinem "Herrn und Meister". Der wusste die Tragweite seines Tuns wahrscheinlich gar nicht zu schätzen...

VG
Christian



Hmmmm...
der Wolperdinger kann es nicht sein, der existiert ja bestens.
Dog
Keine Ahnung, warum? Aber ich musste sofort an das "Rhinocerus"-Bildnis von Albrecht Dürer denken. Der Verantwortliche für den Tod dieses Tieres, das Dürer selbst nie gesehen haben soll, soll der Papst Leo X. gewesen sein, auf dessen Wunsch das 1515 von den Portugiesen von Indien nach Lissabon transportierte PAnzernashorn ausgestopft wurde, um 1516 nach Rom verschifft zu werden.
Es war ein exotisches Tier, richtig. Mit Mittelalter und Rennaissance seid ihr aber zu spät dran.

VG
Christian
Ein nächster Versuch: Der Elefant, den Harun al-Raschid Karl den Großen schenkte.
Der wurde, so weit ich weiß, nie anders als "Elefant" genannt. Was ja auch stimmte. Das von mir gesuchte Tier hatte aber keinen "Personennamen" bekommen, sondern einen Quasi-Artnamen, der aber auf einem Irrtum beruhte.

VG
Christian
Es muss sich um eine Giraffe gehandelt haben, die man als "Cameleopardis" bezeichnete und als Kreuzung ansah. Noch heute im wissenschaftlichen Artnamen enthalten, obwohl Linne es nun schon besser wusste. Julius Cäsar schickte die erste in Europa in die Arena, danach vergingen ca. 1500 Jahre. bis die Medicis wieder eine als Geschenk vom Mamelukensultan bekamen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Medici-Giraffe
Richtig. Caesars Kamelopard war gesucht, als Kriegsbeute aus dem Ägyptenfeldzug mitgebracht, vor den Römern ausgestellt, die anhand er äußeren Gestalt auf eine Kreuzung zwischen Kamel und Leopard tippten und daher dem Tier die Bezeichnung "Kamelopard" gaben. Später ließ Caesar die arme Giraffe im Zirkus von Löwen zerreißen...

VG
Christian
Ok, bin ich also dran. Angeblich glauben auch heute noch über die Hälfte der Zeitgenossen an Horoskope und diverse Omen. Die Weltgeschichte ist voll davon, oft wurde solche Dönkes im Nachhinein erfunden oder doch entsprechend nachträglich gedeutet.
Verbürgt ist dagegen ein Vorfall, der Napoleon an dem Tag betraf, als er 1812 seinen so katastrophal verlaufenden Feldzug gegen Russland am Njemen eröffnete. Sofort wurde abergläubisch geschwätzt, aber was passierte wirklich an jenem Morgen?
Napoleon fiel vom Pferd, weil es wegen einem Hasen scheute.
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